Crippled Black Phoenix: Bronze (2016) Book Cover Crippled Black Phoenix: Bronze (2016)
Axel Ganguin
Progressive Rock
Season Of Mist
04.11.2016
www.crippledblackphoenix.co.uk

Tracklist:

  1. Dead Imperial Bastard
  2. Deviant Burials
  3. No Fun
  4. Rotten Memories
  5. Champions Of Disturbance (Pt 1 & 2)
  6. Goodbye Then
  7. Turn To Stone
  8. Scared And Alone
  9. Winning A Losing Battle
  10. We Are The Darkeners
  11. A Future Shock (Bonus Track)
  12. Denisovans (Bonus Track)

„In the Beginning There Was Darkness…“, mit diesem Satz startet der erste Song und verheißt Düsteres. Und genauso kommt es auch, wenn der große schwarze Vogel zum Gleitflug abhebt und über die längst vergessenen Retrotäler des Progrocks schwebt. Soundfragmente tauchen auf: satte Drums die an Paul Bonhams Spiel erinnern, Vocals die in manchen Phrasen nach Ian Gillan klingen, oder auch mal ein Riff, das von einem frühen Black Sabbath Album stammen könnte.

Aber Zitate sind erlaubt und CBP haben trotz des häufigen Wechsels ihrer Mitglieder, längst zu einem eigenständigen Sound gefunden. Insgesamt kommen die Songs von ihrem nunmehr neunten Album satt und kraftvoll daher, manchmal auch leicht theatralisch angehaucht, wie bei „Champions Of Disturbance“.

Stoner-Rock gespickt mit eingängigen Hooks und abgerundet mit 70er Hard Rock-Flair, so scheint das Rezept gedacht zu sein. Zwischendurch werden gut abgehangene Balladen gereicht, wie das bluesige „Rotten Memories“, das bombastische „Goodbye Then“ oder das melancholische „Scared And Alone“, bei dem die zarte Stimme von Belinda Kordic es schafft große Emotionen auszulösen.

Gerne lässt man sich darauf ein öfter und auch genauer hinzuhören, um die versteckten Pianotröpfchen, glasklare Fingerpickings, eingestreute Hörspielschnipsel und auch manche Sequenzereien zu entdecken, mit denen die ansonsten straighten Songs abgeschmeckt wurden.

CBP bezeichnen ihre Stücke gerne als „Endtime Ballads“ und diese Bezeichnung passt vorzüglich zu der Stimmung, welche die Band auf den oft langen und aufwändig arrangierten Songs erzeugt.

Hierzu Justin Greaves, Mastermind der Band:

„Es fühlt sich wirklich so an, als würden wir gerade in einem neuen dunklen Zeitalter leben. Religiöse und politische Unterdrückung, die Öffentlichkeit, die immerzu mit Unwahrheiten gefüttert wird – all das erinnert mich an die Priester des Mittelalters, die dem Volk von hundeköpfigen Monstern im Wald erzählt haben.“

Ein großartiges Album. Kein Stück, das abfällt. Insgesamt sind die 10 Songs (+ 2 Bonus Tracks) sehr rund und mit Finesse produziert.

Bronze ist das neue Gold!

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Axel Ganguin
Axel Ganguin hat ungeduldig die Alchemie der Worte studiert. In alten Büchern, in farblosen Flamingos, in einem Traumzauberbaum. Er hat sie in den Wolken gesucht. In Italien. Im Rotwein. Im Regen. Und manchmal geht er barfuß ins Bett. Er hat die Farbe der Vokale ausgespuckt wie eine tote Auster. Er schrieb ein Schweigen in die Glut und hat sich als Grafik-Designer erfunden. Axel trägt die Klamotten von Nick Drake auf und küsst die Nacht, bis der Spannungsbogen albern knistert. Axel lässt sein Vokabular für uns „mit unversehrtem, bösartigem Herzen, mit einer tyrannischen Unschuld“ zur Ader.