Es gibt nicht viele Bands, die es in kürzester Zeit schaffen, von den kleineren Clubs über die 2000er-Hallen auf ganz großen Bühnen zu gelangen. Nur wenigen Bands is es möglich, Tournee für Tournee ein solches Level zu halten. Eine dieser Ausnahmeerscheinungen der letzter Zeit ist Volbeat. Seit ihrem Megaerfolg mit dem 2013er-Album „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“ sind für Volbeat nicht nur die großen Festivals als Headliner angesagt, sondern auch die megagroßen Hallen – nicht nur in Europa. Dabei haben sie sich, was den Sound anbelangt, nicht wesentlich verändert. Doch der Erfolg gibt ihnen recht.
Auch das aktuelle Werk „Seal The Deal & Let’s Boogie“ wurde von Presse und den Fans sehr gut aufgenommen, entsprechend ausverkauft sind auch die Shows der „Let’s Boogie“-Tour. So auch in Hamburg. Bevor jedoch die Megastars hier und heute ihren Publikum ‚beVolbeaten‘, sorgen zwei Supportbands für Stimmung.
Crobot, die nicht wirklich in dieses Package zu passen scheinen, erspielen sich dennoch mit Spielfreude und Respekt vor den Kollegen, einige Sympathien, auch wenn dieser Ami-Hard-Rock-„Style“ nicht jedermanns/-fraus Geschmack hier ist. Jede Vorband hat es schwer, wenn geschätzte 90% des Publikums mit dem Shirt des Headliners auftauchen. Dieser Tatsache und Herausforderung mussten sich auch an diesem Abend in der ausverkauften Arena die Australier von Airbourne stellen. Doch wer diese „verrückten“ Typen schon mal live erlebt hat, wird wissen, dass diese Band die Leute auf gute Temperatur zu bringen vermag. Airbourne heizen ein. Ob als Headliner, Support oder was auch immer.
Es fließt kein Blut in ihren Venen, es ist eher der Hard-Rock der diese Jungs am Leben hält.
Schon das Intro vom Terminator 2-Theme macht deutlich, Airbourne gehen auf Angriff und wollen dem Headliner die Show stehlen. Sicher, auch sie schaffen es an diesem Abend nicht, Volbeat die Stirn zu bieten, denn das Publikum ist nur wegen der Dänen (+ Ami) da. Aber Airbourne gehen ab wie ein Zäpfchen und bringen die Meute allemal in Wallung. Der, ja, leider muss man es einmal mehr erwähnen, gute AC/DC-Faktor bei Airbourne wirkt einfach immer noch. Auch die Songs des neuen, kürzlich erschienenen Albums „Breakin‘ Outta Hell“ kommen gut rüber, nicht nur wegen der riesigen Backline-Coverabbilung, die uns das Fürchten lehrt. In den ersten Reihen wird mitgesungen und einige lassen sich jetzt schon von der Menge auf den Händen tragen. „Ready to Rock”, “Girls in Black” als auch natürlich “It’s All For Rock N‘ Roll”& “Live It Up“ dürfen nicht fehlen: Rock, Hard Rock, Airbourne! Ein allemal würdiger Support, der bei dem/der ein oder anderen die Energie für die folgenden Show aufgebracht haben mag.
Eine halbe Stunde Verschnaufpause. Eindecken mit den Volbeat-Motivbechern. Energie tanken und sofort mit dem Lemmy-Tribute-Intro lauthals loslegen. Bevor nämlich das offizielle Intro von Volbeat ertönte, gibt es „Born to Raise Hell“ zu hören. Danach geht für gute 100 Minuten nur noch die Post ab!
Die erste Singleauskopplung „The Devil’s Bleeding Crown“ macht deutlich, warum viele Fans dieser Band seit Jahren folgen. Die Mannen sind ein eingespieltes Team, jeder Blick verrät, dass sie wissen was sie tun. Sie suchen den Kontakt zum Publikum, strahlen Spielfreude aus. Die Bühne wird komplett in Beschlag genommen. Selbstverständlich ist es für Michael ein Leichtes, das Publikum um den Finger zu wickeln; ohne viel Aufwand wird „Ring Of Fire“ mitgesungen und geht nahtlos in den seit Jahren nicht wegzudenkenden Livesong „Sad Man’s Tongue“ über.
Bombastischer Sound, nicht zu laut, aber schön tight, abgefahrene Lichteffekte und eine Band, die professionell alles im Griff zu haben scheint. Dazu eine Setlist, die wohl kaum einen neuen Fan oder gar Fan der ersten Stunde hätte enttäuschen können. Selbst beim neuen rein dänischen Singlehit „For Evigt“ lassen sie es sich nicht nehmen, eben den Gastsänger auf die Bühne zu bitten.
Dazu auf der riesigen dreiteiligen Leinwand – passend zu jedem Song seit „Let It Burn“ – fette Effekte und Clips, Kameraeinspielungen aus dem Publikum und von der Band, so dass sich wohl kaum jemand in der großen Halle beschweren kann, nichts erkennen zu können.
Die Fans kommen voll und ganz auf ihre Kosten und das obwohl Volbeat mittlerweile eine so große Band geworden sind. Vorbei sind die Zeiten, da mensch die Band noch ‚anfassen‘ durfte, direkte Nähe zur Bühne oder der Band gespürt hat.
Obwohl ich mir Volbeat lieber in einem kleineren Club angeschaut hätte, muss ich zugeben, dass sie die großen Bühnen durchaus bespielen können. Wie gesagt: Der Erfolg gibt ihnen recht. Bleibt zu hoffen, dass er ihnen nicht komplett zu Kopf steigt. Volbeat-Caps für schlappe 35 Euro anzubieten, macht die Fanausbeute bescheiden. Was jeder Fan mitnimmt, ist die Erinnerung an einen grandiosen Abend.
Text: Arthur Harste
Volbeat-Setlist (ohne Gewähr):
- Intro 1: Born to Raise Hell
- Intro 2: instrumental
- The Devil’s Bleeding Crown
- Heaven nor Hell / A Warrior’s Call / I Only Want to Be with You
- Lola Montez
- Let It Burn
- Ring of Fire/Sad Man’s Tongue
- Hallelujah Goat
- Maybellene I Hofteholder
- Slaytan
- Dead but Rising
- 16 Dollars
- For Evigt (mit Gastsänger)
- Guitar Gangsters & Cadillac Blood
- Boa
- The Garden´s Tale
- Goodbye Forever
- Fallen
- Black Rose
- Doc Holliday
- Seal the Deal
- Still Counting
Links: