Konzert an einem Sonntag vor einem Feiertag. Was kann es besseres geben? Hingehen, guter Musik lauschen, lange bleiben, ausschlafen können. Von dieser günstigen kalendarischen Konstellation profitierte ein Großteil der Fans von Crematory. Die Urgesteine des deutschen Goth Metals bescherten der Dresdner Reithalle am Tag vor dem Tag der Deutschen Einheit einen Besuch. Lange sind sie hier nicht gewesen. Schmerzlich wurden sie vermisst.
Äußerst gemütlich fanden sich Stück für Stück alle Leutchen ein, die von einer sehr freundlichen Crew am Einlass empfangen wurden. Für den Programmpunkt “Vorglühen” waren die italienisch-australischen Berliner von Vlad In Tears verantwortlich. Trotz einer etwas mühsamen Anlaufphase, in der viele aus dem Publikum noch ganz schüchtern Richtung Bühne guckten, entwickelte sich der Zuspruch aus dem Publikum dann doch relativ flott in eine positive Richtung. Alles andere wäre auch unfair gewesen.
Vlad In Tears rockten sich alles ab, was nur abzurocken ging. Mit enorm viel Power, Spaß und der richtigen Mischung aus Alternative und Dark Rock brachten die gut gelaunten Vampire die eingefrorenen Arme und Beine oberhalb der Normaltemperatur. Fast eine Stunde lang gab es fast ausschließlich Songs vom neuen Album “Unbroken”. Beim Gassenhauer “Okay” gab Sänger Chrrrrristian Miconi keine Ruhe bis nicht alle beim Refrain mitgebrüllt haben. Hartnäckigkeit zahlt sich eben aus. Gute Musik sowieso. In der ersten Reihe hatte die Band sogar ihre ganz eigene Fanbase am Start, die treu zu fast jedem Konzert fährt. Musik bewegt. Musik verbindet. Schön. 🙂 Und so wanderte das ein oder andere Album der Band nach deren Auftritt vom Merchandise-Stand in Taschen und Rucksäcke zufriedener Ohren.
And now: Time for Crrrrematory. 25 Jahre Crematory. Wahnsinn. Unabhängig davon, dass eine Band oder auch nur ein einzelner Musiker es heute selten schafft, so lange am Ball zu bleiben, haben Crematory vor allem eins nicht: ihre treue Fanbase verloren. Wer ein musikalisches Urgestein ist, hat auch eine extrem robuste Fanbase. Eingekleidet von den unendlich scheinenden Möglichkeiten vom Merchandise, wurde man(n) und frau langsam unruhig.
Doch der Umbau ging zum Glück flott über die Bühne. Und dann ging es mit dem Opener “Misunderstood” vom aktuellen Album “Monument” auch schon los. Zeit für Crematory. Zeit für anderthalb Stunden Gothic Metal. Mit 25 Jahren Bandgeschichte kann man sich ein monumentales Album in jedem Fall leisten. Crematory taten es. Die Fans liebten es. Ob nun die aktuelle Single “Haus mit Garten”, “Ravens Calling”, “Everything” oder “Die So Soon” vom neuen Album oder alte “Schinken” oder “The Fallen”.
Felix Stass: „Fallen“: Die Gothic Rock-Nummer, die keiner hören will, aber wir spielen sie trotzdem
Crematory wussten: die Mischung macht’s. Also wird gemischt, was das Zeug hält. Und das ist bei einer so beeindruckenden Bandgeschichte mit vielen vielen Veröffentlichungen gar nicht so leicht. Doch Crematory bewiesen nicht nur Witz und Charme auf der Bühne, sondern auch das richtige Händchen bei der Songauswahl. Wer hat, der kann. Und so durfte Sänger Felix Stass auch seine langjährige Bandkollegin Katrin am Keyboard als “Kastenuschi” vorstellen ohne dabei Rüge zu bekommen. Die neuen Mitglieder an Gitarre und Bass führten laut eigener Aussage zwar nicht zur Verjüngung der Band, aber definitiv zur Aufhübschung. Mit dem Alter wird man eben auch romantischer. Und “crematorischer”. Sänger Felix witzelte weiter, dass er zwar erkältet sei, aber ja keine Töne treffen müsste. Alles kicherte. Und so wanderten immer mehr Sympathiepunkte in die Crematory-Dose.
Da bleibt nur noch eins zu hoffen: viele weitere Jahre mit dieser sympathischen Urgestein-Band. Auf Crematory!
Setlist Crematory
- Misunderstood
- Greed
- Tick Tack
- Haus mit Garten
- Tides
- Sense Of Time
- Ravens Calling
- Pray
- Everything
- Children
- Shadowmaker
- The Fallen
- Höllenbrand
- Black Celebration
- Kommt näher
- Die So Soon
- Tears Of Time
Galerien:
Links:
www.crematory.de
www.vladintears.com