Classic Rock
Nuclear Blast
05.08.2016
www.bluespills.eu
Tracklist:
- Lady In Gold
- Little Boy Preacher
- Burned Out
- I Felt A Change
- Gone So Long
- Bad Talkers
- You Gotta Try
- Won´t Go Back
- Rejection
- Elements And Things
Ende Juli 2014 erschien das großartige Debütwerk dieser schwedisch-amerikanisch-französischen Macht und fast exakt zwei Jahre später, im August 2016, präsentieren uns die Blues Pills ihr neues Album „Lady In Gold“. Die Erwartungen an das Zweitwerk sind enorm, denn wenn man es aus dem Stand heraus schafft, mit dem ersten Album bis auf Platz 4 der deutschen Media Control Album Charts vorzudringen und über 100.000 Exemplare davon abzusetzen, dazu das exzessive touren, kann ein immenser Druck entstehen und eine (noch) blutjunge Band unter einer solchen starken Belastung zusammenbrechen lassen.
Doch alles weit gefehlt, denn „Lady In Gold“ wischt alle Sorgen und (mögliche) musikalische Qualitätsminderungen problemlos weg. Die Blues Pills klingen auf ihrem zweiten Album kontrollierter, reifer und selbstbewusster, was sich durch eine deutlich souligere Note bemerkbar macht. Vermehrter Einsatz von Backing-Vocals-Chören, mehr Piano (Bestes Beispiel: Die Ballade `I Felt A Change` das nur von Sängerin Elin Larsson und einem Piano getragen wird) und es wird deutlich mehr den 60er Jahren gehuldigt. Und trotz alledem tönt das Album modern durch die heimischen Boxen.
Apropos modern: `Elements And Things`, das eine Coverversion von Tony Joe White ist, wurde nicht nur hervorragend in die Neuzeit transportiert, sondern würde nicht mal auffallen dass er nicht von der Band selbst stammt, wenn man es nicht wüsste, denn der Track wurde exzellent auf die Blues Pills-Machart umgesetzt.
Selbst ein Song wie `Bad Talkers`, eine etwas schrullige (aber coole!) Hippie-Rock-Nummer, sticht besonders heraus und ist wirklich sehr gut gelungen! Das Highlight der Platte ist für mich aber der Titeltrack der gleichzeitig auch den Opener darstellt. Ein richtiger Grower der auf Dauer süchtig macht! Ganz großes Kino! Aber selbst `Little Boy Preacher`, `Burned Out`, `Gone So Long´ oder ´Rejection´ brauchen sich nicht verstecken, denn jeder dieser Songs erstrahlt in seinem jeweiligen (goldenen) Glanz!
Auch wenn sich das hier wie eine herausragende Jubelkritik lesen mag, muss ich (leider) auch Kritik anbringen, dass die „Lady In Gold“ etwas matter scheinen lässt: Zum einen wäre der Mix bzw. das Mastering, die etwas kraftlos und eingeengt (kurz gesagt: komprimiert) daherkommt und sich nicht entfalten kann. Des Weiteren wurde Dorian Sorriaux, samt seinem Gitarrentalent, mehr in den Hintergrund gerückt und blitzt viel weniger auf, als wie es noch auf dem Debüt der Fall war. Was ich persönlich auch schade finde ist, dass Elin, die so eine klasse Stimme hat, nie so richtig aus sich herausgeht, aus dem Schema ausbricht, eine kraftvolle Gesangseinlagen zaubert, wie sie es uns z.B. bei `High Class Woman` oder (meinem absoluten Fave) `Devil Man` (von der EP wohlgemerkt! DAS IST GÖTTLICH! GÄNSEHAUTGARANTIE!) schon eindrucksvoll bewiesen hat. Vielleicht will man die zierliche Dame auch für künftige Tourneen stimmlich schonen, was verständlich und keinesfalls ein Vorwurf wäre!
Dennoch muss ich trotz aller Sympathien für die Blues Pills fair bleiben, mein „Jammern“ auf hohem Niveau dulden und „Lady In Gold“ als tolles Nachfolgewerk sehen, dass problemlos gekauft werden kann. Es ist leider nur nicht perfekt…